3. September 2018 / Allgemeines

Kafka erhält eine musikalische Stimme

Das Signum Quartett und Dominique Horwitz eröffnen die Konzertsaison

Kafka erhält eine musikalische Stimme

Mit einem schillernden Wechselspiel von Wort und Musik startet Kleve in die neue Konzertsaison. Am Dienstag, 18. September, ergänzt auf der Stadthallenbühne Dominique Horwitz, einer der vielseitigsten Schauspieler und Sänger, das exzellente Signum Quartett zu einem Quintett. In einer ausgefeilten Dramaturgie erwecken die vier Streicher und der Sprecher in „Sprache mit Tönen. Ein Kafka-Projekt“ die Gattung des Melodrams zu neuem Leben. In jahrelangem Zusammenwirken haben sie Erzählungen aus dem Nachlass von Franz Kafka mit Kompositionen von Schulhoff, Schnittke, Orff, Debussy, Ives und Schostakowitsch zu einem Konzertprojekt verwoben und sind damit immer wieder auf den großen Bühnen zu Gast.

Zuletzt war dieser musikalisch-dramatische Abend im Berliner Pierre-Boulez-Saal zu erleben. Horwitz, der in  solchen Projekten bereits mit Daniel Barenboim, Valery Gergiev, Christoph Eschenbach, Isabelle Faust, dem MDR-Sinfonieorchester und den Berliner Philharmonikern arbeitete, ist mit seiner gewaltigen Ausdruckskraft und enorm wandlungsfähiger Stimme das fünfte Instrument zu den vier Streicherstimmen. Er performt die existenziellen Texte des Prager Schriftstellers in energetischer Spannung zur Musik und mit gemeinsamem Atem: „In unserem Abend hat das Kafkaeske mannigfaltige Farben: Poesie, viel Gefühl, Humor, Theatralik und: Musik. Ich will zeigen, wie viel Musik in ihm steckt“, so der Filmstar, der nach eigenen Worten plötzlich auch einen sehr humorvollen Kafka entdeckte. Von verblüffender Wirkung sind hier mitunter das Scherzo von Charles Ives oder Schostakowitsch´ Polka aus dem Ballett „Das goldene Zeitalter“.

Zusammen mit dem Dramaturg Reiner-Ernst Ohle haben die fünf Interpreten atmosphärisch und intuitiv Quartettsätze aus 100 Jahren Musikgeschichte ausgesucht, und wie bei Schumann und Mendelsohn zu einem melodramatischen Ganzen kombiniert, so dass der Eindruck entsteht, diese Werke gehörten einfach zusammen. Dabei sind die Sätze dem Zeitfluss der Texte angepasst, erhielten neu komponierte Übergänge, auch Endlos-Schleifen. Das derart verdichtete Spiel von Wort und Klang kommt auf rhetorischen Zehenspitzen daher, Horwitz flüstert, poltert, schlüpft mit Haut und Haar in Kafkas Rolle, und das wagemutige Signum Quartett betört durch seine poetische Präzision. Mit großer Lust am Unerhörten erinnert dieses Kopfkino an die Stummfilm-Musik vergangener Zeiten und schlägt Klangbrücken zur Fantasiewelt Franz Kafkas, dessen Werke mit zeitloser Ausdruckskraft – wie auch solche von Schnittke, Schulhoff und Schostakowitsch - lange verfemt und verboten waren.

Das Konzert dauert ca. 75 Minuten ohne Pause. Es findet im Rahmen der Muziekbiennale Niederrhein „Verboten/verboden“ 2018 und in Zusammenarbeit mit dem Kulturraum Niederrhein statt und wird vom Land NRW gefördert.

Um 19 Uhr (s.t.) gibt Verena Krauledat – voraussichtlich im Gespräch mit einem der Künstler - die Konzerteinführung „Das dritte Ohr“.

Konzertkarten (18 €/Schüler und Studenten: 9 €) gibt es unter www.kleve.reservix.de, an der Rathaus-Info der Stadt Kleve (Tel. 0049-2821-84600), beim Fachbereich Kultur (Tel. 0049-2821-84254), sowie an der Abendkasse (Tel. 0049-2821-970808). Einlass: „kurz vor 19 Uhr“. àAbends gibt es an der Stadthalle kostenlose Parkplätze.

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